Zeit des Übergangs und der Versprechen

Erste Gierschblättchen

Schneeglöckchen und Märzenbecher läuten den Vorfrühling ein. Kaum ist der Schnee weg, erwärmt die Sonne den Boden und die hübschen Frühlingsboten schieben ihre Triebe zum Licht. Mit ihnen erwachen auch die ersten essbaren Wildpflanzen. An warmen Stellen entfaltet der Giersch vorsichtig die ersten Blättchen. Man ist bescheiden im Februar und genießt das Aroma der ersten zwei oder drei Mini-Blättchen.
Eine reichere Ernte ist schon jetzt an Bächen und Rinnsalen möglich, die, angefüllt durch den schmelzenden Schnee, schon mal die Wege überspülen. Das Bittere Schaumkraut bildet im seicht fließenden Wasser die ersten saftig grünen Teppiche. Köstlich sind die scharf-bitteren Blattrosetten. Aber nicht nur das. Sie bringen eine ordentliche Menge Vitamin C, antibakterielle und verdauungsfördernde Senfölglykoside und die so wichtigen Bitterstoffe auf den Teller.

Endlich wieder frisches wildes Grün. Im Gegensatz zum letzten Winter, in dem man fast durchgängig Wildpflanzen sammeln konnte, war eine Ernte in diesem Jahr durch die dichte Schneedecke kaum möglich. Umso größer ist nun die Freude.
Wer aufmerksam durch die Natur geht, kann aber auch noch einige Spuren der Pflanzen des letzten Jahres entdecken. Der Schnee hat die dicken Triebe des Japanischen Riesenknöterichs geknickt, der an den Waldbächen und Straßengräben üppig gedeiht. Im April wird er neu austreiben und seine saftigen vitalen Triebe können geerntet und wie der verwandte Rhabarber zu Kuchen und Desserts verarbeitet werden. Aber auch würzige Chutneys und Dips kann man aus ihm zubereiten.

Auch die Brennnesseln des letzten Jahres haben ihre Spuren hinterlassen. Die trockenen Strünke stehen dicht und werden in wenigen Wochen die jungen Pflänzchen vor Wind und Wetter schützen. Violettrot leuchten die Brombeerblätter in der Frühlingssonne, eingefärbt von zellschützenden Antocyanen. Bald werden neue Triebe in zartem Grün erscheinen.
Der Schnee hat zu meiner Überraschung auch Köstlichkeiten freigegeben, die eigentlich zum Herbst gehören: auf gepflasterten Wegen liegen Bucheckern, die nun wie frisch vom Baum gefallen gesammelt werden können. Wunderbar!
So ist der Vorfrühling eine Zeit des Übergangs und der Versprechen. Neben Spuren des Vorjahres, die auf eine reiche Ernte in späteren Monaten hoffen lassen, kommt das erste frische Grün ans Licht.
Es erinnert uns an die nahrhaften Köstlichkeiten, die die Natur das ganze Jahr für uns bereit hält und fordert gleichzeitig Geduld. Denn schon fällt wieder Schnee, der uns deutlich macht: es ist erst Februar!

Die nächsten Veranstaltungen:
Wer sich für die Wildpflanzensaison fit machen möchte, kann an zwei Freitagabenden, dem 10. und 17. März in meinem Wissensseminar „Essbare Wildpflanzen sicher erkennen“ die botanischen Grundlagen für die Pflanzenbestimmung lernen und viele unserer essbaren Wildpflanzen im Detail kennenlernen. Anhand vieler Fotos und ausführlicher Seminarunterlagen können Sie sich in dem kurzweiligen und unterhaltsamen Seminar ein Wissensfundament für die Bestimmung der Pflanzen in der Natur schaffen.  Anmeldung bei der KEB Regensburg-Stadt.
Am 18. März findet in Regensburg dann meine nächste Wildpflanzenwanderung statt. Entdecken Sie mit mir am Aubach bei Scharmassing südlich von Regensburg die essbaren Wildpflanzen des Frühlings im Wald, auf den Wiesen und am Bach. Anmeldung über die KEB Regensburg.

2 Antworten zu „Zeit des Übergangs und der Versprechen”.

  1. Avatar von sonja
    sonja

    Hallo Susanne,
    eine Frage zu den Bucheckern:
    ich habe in letzter Zeit auch sehr viele auf Wegen liegen sehen. Kann ich die jetzt auch noch einsammeln und verwerten?

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    1. Avatar von Der wilde Weg

      Liebe Sabine, ich habe einige der festen und hellbraunen Bucheckern geöffnet und probiert. Sie waren innen hell und fest und haben noch gut geschmeckt. Sie müssen ja den Winter überstehen, um dann im Frühjahr auskeimen zu können. Schau also einfach, dass der Kern fest ist und hell, dann steht einer Verarbeitung und dem Genuß nichts im Weg. Aber denke daran: das enthaltene Fagin ist in größeren Mengen unverträglich. Durch Erhitzen, z. B. Rösten, wird es unschädlich. Guten Appetit!

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