Es ist Spätsommer. Er hat sich durch mit der Reife der Ebereschenbeeren und Kornäpfel angekündigt. Die heißeste Zeit des Jahres ist nun vorbei und nachdem es in vielen Regionen Deutschlands zum Teil ergiebig geregnet hat sprießt nun wieder das frische wilde Grün.
Ein Kind des langsam zu Ende gehenden Sommers ist der Sommer- oder Gemüse-Portulak, in südlichen Ländern ein beliebtes Salat- und Gemüsekraut, der sich nun auch bei uns immer wohler zu fühlen scheint. Ich finde ihn seit einigen Jahren immer häufiger auf Brachen und Ruderalflächen, vor allem aber auch in den Ritzen der Gehwege, gleich an den Straßen in meinem Viertel. Auch der Huflattich mag die warmen Flächen, allerdings findet man ihn auch an schattigen feuchten Waldwegen häufig, dort wo auch das Indische Springkraut sich immer mehr ausbreitet.
Auch das gefleckte Lungenkraut kann man an schattigen feuchten Plätzen nun wieder mit seiner hübschen Blätterpracht finden, ebenso Beinwell und eine der ergiebigsten Blattgemüsepflanzen der Wildpflanzenküche, die Kohldistel, einer meiner absoluten Favoriten. Aufrechter Sauerklee, Weißer Gänsefuß, Fuchsschwanz und der Windenknöterich sind weitere Pflanzen, die man nun gut ernten kann. Und natürlich: Brennnessel, Giersch und Löwenzahn treiben dort, wo gemäht wurde wieder frisches Grün und gehen in ihren zweiten Frühling.
Der Spätsommer ist naturgemäß eine Zeit der Samenreife. Bei manchen Pflanzenarten sind aktuell mehrere Generationen gleichzeitig zu finden. So gibt es junges Franzosenkraut, Fuchsschwanz und weißen Gänsefuß und manchmal gleich nebendran trägt die vorherige Generation Samen. Am Ende ihrer Erntezeit ist die Knoblauchsrauke angekommen, man muss man sie an schattigen Stellen suchen um eventuell noch Schoten zu finden, die noch nicht leer sind. In voller Pracht hingegen stehen Brennnessel, Indisches Springkraut und die Wilde Möhre. Vorsicht ist bei den Doldenblütlen angesagt, von denen nun viele Arten Samen tragen, denn es gibt auch tödlich giftige Arten, wie die Hundspetersilie und dem gefleckten Schierling! Hier gilt besonders: nur sammeln, was man 100%ig kennt, denn gerade in den Samen sind die Gifte sehr konzentriert. Gesammelt werden können Samen vom Wiesenbärenklau, der Wilden Pastinake, der wilden Möhre und die den Wäldern von der Waldengelwurz.
Ergiebig ist es zurzeit die reifen Samenstände von den zwei bei uns häufigen Fuchsschwanzarten zu ernten: dem aufrechten und dem Rauhaarigen Fuchsschwanz. Man kann sie zu Hause nachtrocknen und dann die reifen Samen durch aussieben gewinnen. Sie können genauso verwendet werden, wie die gekauften Amaranthus-Samen, schmecken aber, wie ich finde, nicht so erdig, dafür etwas nach Mohn. Sehr lecker!
Was man auf keinen Fall versäumen sollte, ist die Ernte der reifen Brennnesselsamen. Die kleinen kantigen grünen Früchte strotzen nur so von wertvollen Inhaltsstoffen wie Eiweiß, Magnesium, ungesättigten Fettsäuren, Vitamin A und vielen anderen. Die männlichen Blüten hingegen, vertrocknen sobald sie ihren Blütenstaub verteilt haben. Die Samen (Gummihandschuhe anziehen) von den weiblichen Pflanzen abstreifen, auf einem Tuch ausbreiten und trocknen lassen, aussieben und dunkel und trocken aufbewahren. Die Samen kann man in den Salat und ins Müsli geben, über Eintöpfe und Suppen streuen oder einfach aufs Brot. So hat man jeden Tag eine gute Portion wichtiger Inhaltsstoffe. Einfacher geht’s nicht!
Dies ist nur ein kleines Ausschnitt aus der Vielfalt, die der Spätsommer für uns an wildwachsenden essbaren Pflanzen bereithält.
Wer Lust hat an einer geführten Wildpflanzenwanderung teilzunehmen, um hat dazu am Samstag, den 7. September die Gelegenheit. Wir gehen bei Beratzhausen an dem Ufer der Laber entlang, das im Moment von dichtem frischen wilden Grün bewachsen ist. Dies ist ein Zusatztermin, denn die Wanderung am 1. September ist bereits ausgebucht. Weitere Termine in meinem neuen Programmflyer. Details für diese und auch andere Wanderungen finden Sie unter dem Menüpunkt „Spaziergänge„.