Das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) ist eine der ersten Wildpflanzen, die im Frühjahr wieder austreiben. Zwischen März und April schiebt es aus Brutknöllchen seine glänzend grünen, herz- bis nierenförmigen Blätter ans Licht. (Diesen Artikel schreibe ich allerdings Ende Januar 2015, nachdem ich heute das erste Scharbockskraut entdeckt habe. Der Zeitpunkt ist also nicht ganz so genau einzugrenzen.)
Die Erntezeit ist generell recht kurz, denn mit dem Auftreten der ersten gelben Blüten kann das Scharbockskraut nicht mehr gegessen werden. Der vor der Blüte nur geringe Anteil an Protoanemonin, einem Alkaloid, nimmt nun zu und macht die Pflanze für uns giftig. Die zunehmende Schärfe der Blätter ist hier als Warnung zu verstehen. In sehr großen Mengen sollte das Scharbockskraut generell nicht gegessen werden.
Das Scharbockskraut ist sozusagen das „Weiße Schaf“ seiner Familie, denn alle anderern Vertreter der Familie, den Ranunkelgewächsen, sind giftig bis sehr giftig. So gilt der blaue Eisenhut (Alkaloid Aconitin) als die giftigste Pflanze Mitteleuropas und es ist verblüffend bis beunruhigend, dass er zum Standardrepertoire unserer Blumengeschäfte gehört. Aber auch der Hahnenfuß, am bekannsten ist sicher die Butterblume, ist in all seinen Varianten sehr giftig.
Das Scharbockskraut ist v. a. wegen seines hohen Anteils an Vitamin C eine für uns sehr wertvolle Pflanze. Darauf weist auch sein Name hin. Scharbock ist eine andere Bezeichnung für den Skorbut, einen Vitamin-C-Mangelkrankheit, die u. a. zu Zahnausfall, Gelenkentzündungen, Erschöpfung und letztlich auch zum Tode führen kann. Skorbut war v .a. bei Seeleuten verbreitet, die sich oft viele Monate nur von Schiffszwieback ernähren mussten (die Rettung war hier allerdings das Sauerkraut).
Das Scharbockskraut liebt es feucht, schattig und nährstoffreich, Lehm- und Tonböden mag es am liebsten. Wo es ihm gefällt, da bildet es große Teppiche.
Die säuerlich und leicht scharf schmeckenden Blätter werden bevorzugt roh gegessen, kochen würde das Vitamin C zerstören.
Grüner Smoothie, Salat, Kräuterquark und Pesto sind Ideen für die Verwendung des Scharbockskrautes in der Küche. Oder naschen Sie die leckeren Blättchen einfach beim Spaziergang. Gelesen habe ich, dass man die Blätter konservieren kann, indem man sie in Salz zwei bis drei Tage ziehen lässt und dann in Öl einlegt. Das werde ich mal probieren, wenn das Kraut seinen Wachstumshöhepunkt hat.
Nach der Blüte, in Mai/Juni, zieht das Scharbockskraut die Blätter ein. Nichts mehr ist von ihm zu sehen. Bis es im nächsten Frühjahr, oder früher, wieder seine gesunden Blättchen heraustreibt. Dies ist der richtige Zeitpunkt, die nussig schmeckenden Wurzelknöllchen zu genießen. Guten Appetit.
Hat dies auf Der wilde Weg rebloggt und kommentierte:
Es ist wieder da 🙂
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