Mit dem Scharbockskraut in den Vorfrühling

Mit dem Scharbockskraut beginnt für mich jedes Jahr die neue Wildkräutersaison. Nicht, dass es in den letzten Monaten nichts zu ernten gab, im Gegenteil. Taubnessel und Vogelmiere, Kletten-Labkraut, Rainkohl und Ehrenpreis haben im Winter meinen Speiseplan bereichert. Doch das Scharbockskraut hat für mich irgendwie eine Signalwirkung. Dann weiß ich: die neue Saison beginnt. Doch wann ist das soweit? Wann kommt das Scharbockskraut? Ende Februar? Anfang März? Mitte März? Das kann man so nicht sagen. Das ist abhängig vom Wetter, von der Region und auch vom Standort. Geht das Scharbockskraut an der einen Stelle schon in Blüte kommt es woanders gerade mal aus der Erde. Wann weiß ich also wann ich (endlich) sammeln kann?

Hier hilft Beobachtung weiter. Die Blüte bestimmter Pflanzen zeigt uns an, was die Uhr geschlagen hat. Und der Vorfrühling wir angezeigt durch die Blüte von Krokus, Schneeglöckchen, Frühlingsknotenblume und Hasel.

Und so wie es für den Vorfrühling bestimmte Zeigerpflanzen gibt, so gibt es sie auch für den Erstfrühling, den Vollfrühling und alle weiteren Jahreszeiten. Alle diese Jahreszeiten und ihre zugehörigen „Erscheinungen“ sind im Phänologischen Kalender zusammengestellt. Der Phänologischen Kalender teilt das Jahr in Jahreszeiten ein und ordnet ihnen Phänomene des Pflanzen- und Tierreichs zu, die diese Jahreszeit kennzeichnen. Ein Phänomen kann die Blüte bestimmter Pflanzen sein, der Austrieb der Blätter oder die Erntereife der Früchte. Gerade in Zeiten des Klimawandels, der die eingespielten Rhythmen der Natur durcheinander wirbelt, hilft ein phänologischer Sammelkalender mehr als einer nach Monaten. Denn dem Scharbockskraut ist es egal, ob es im Februar oder März wachsen soll, es kommt wenn es an der Zeit ist, wenn es auch dem kleinen Schneeglöckchen genehm ist uns mit seiner Blüte zu erfreuen.

Darum werde ich ab diesem Jahr keinen monatlichen Sammelkalender mehr zur Verfügung stellen, sondern einen, der sich nach dem phänologischen Kalender orientiert. So beginnt das Wildkräuterjahr mit dem Vorfrühling und allen Wildkräutern, die mit der Blüte von Schneeglöckchen, den Krokussen, der Hasel und der Frühlingsknotenblume sprießen.

Neben dem Scharbockskraut treibt im Vorfrühling auch die Große Brennessel aus, der Löwenzahn schiebt die ersten neuen frischen grünen Blättchen hoch, die Weidenröschen bekommen neue Blätter und die kreisrunden Rosetten des Behaarten Schaumkrautes findet man nun immer häufiger. Der Efeublättrige Ehrenpreis bedeckt jetzt die nackten Böden der Gartenbeete und der Rundblättrige Ampfer bietet seine jungen milden Blätter an, die jetzt noch wenig Bitterstoffe haben.  Auch der Dost ist ungeduldig und treibt neue würzige Blätter und der Feldsalat, der den Gärten entflohen ist, kann nun zusammen mit den zarten jungen Rainkohl-Rosetten für die ersten Frühlings-Salate geerntet werden. An manchen Stellen zeigt sich schon der Bärlauch und auch das Barbarakraut geht in die neue Saison.

Mit der Blüte von Forsythie und Schlüsselblumen wird der Erstfrühling den Vorfrühling ablösen. Dann werde ich das nächste Kapitel des Phänologischen Sammelkalenders aufgeschlagen.

2 Antworten zu „Mit dem Scharbockskraut in den Vorfrühling”.

  1. Avatar von Christine

    Suuuper Idee, einen phänologischen Sammelkalender anzubieten. In Zeiten des Klimawandels das einzig Wahre!

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    1. Avatar von Der wilde Weg

      Danke Christine 🙂

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