Schnelle Küche

Wildkräuter für die Krise – Rezept: Bavette mit Brennnessel-Sahne-Soße

Es ist Krise. Zur Zeit finden keine Wildkräuter-Wanderungen statt. Ich vermisse das Umherziehen mit meinen Kursteilnehmern im Grünen, die gemeinsame Freude über die wilden Pflanzen, das Fachsimpeln und einfach das gemeinsame Genießen der Natur.
Nun immerhin kann man alleine oder in Familie hinaus zum Spazierengehen und natürlich auch zum Wildkräuter-Sammeln. Es ist jetzt die schönste Zeit im Wildkräuter-Jahr, es sprießt überall, es grünt und es blüht und die Fülle tröstet über die Krisenzeiten hinweg.

Was gibt es denn zur Zeit? Diese Liste ist lang. Für mich ganz oben stehen im Moment die Brennnesseln, der Giersch und der Löwenzahn, das sogenannte „Heilige Triumvirat“.  Der Löwenzahn ist zur Zeit in dreierlei Hinsicht interessant: die Blätter und ganzen, noch nicht blühenden Pflanzen für Salat und Gemüse, die kleinen Knospen in der Basis zum Einlegen, Anbraten und ins Gemüse und die Blüten vor allem für Löwenzahnsirup Zum Löwenzahnsirup-Rezept

 

Der Giersch ist nun schon gut entwickelt und bedeckt große Flächen. Schnell sind die jungen gänzenden Blätter geernte für Salat, Pesto und – mein Favorit- Pasta aglio e olio mit viel kleingehacktem Giersch. Giersch geht überall dort, wo klassischerweise Petersilie verwendet wird.

Die Brennnesseln sind jetzt jung und zart aber doch schon so groß , dass das Mittagessen schnell gesammelt ist. Auch sie kommen bei mir in die Nudeln, aber auch auf die Blätterteig-Quiche, in Grießknödlchen für die Suppe und in den Klassiker, die Südtiroler Brennnesselknödel.

 

Und weil ich Euch jetzt so richtig Appetit gemacht habe, gibt es heute ein Rezept für Euch:

Bavette mit Brennnessel-Sahnesoße

Zutaten für 2 Portionen

  • 250 g Bavette (dünne Bandnudeln)
  • Salz
  • 100 g Speck
  • 2 Frühlingszwiebeln
  • 1 Becher Sahne (250 ml) (oder 50/50 mit Gemüsebrühe gemischt)
  • 2 gute Handvoll Brennnessel-Spitzen
  • Parmesan
  • Schwarzer Pfeffer

Zubereitung

Brennnesselspitzen waschen.
Nudelwasser zum Kochen bringen, salzen und die Brennnesselspitzen darin 3-4 Minuten kochen. Brennnessel rausnehmen und zum Abtropfen in ein Sieb geben. Die Nudeln in dem Wasser kochen.
Pfanne erhitzen, Speck würfeln und auslassen. Frühlingszwiebel fein schneiden und mit anschwitzen lassen. Mit der Sahne aufgießen, einköcheln lassen, salzen und pfeffern.
Die abgetropften Brennnesseln grob schneiden und unter die Sahnesoße mischen. Kurz durcherwärmen lassen, kochen braucht sie nicht mehr.
Die Nudeln abgießen, mit den Brennnesseln anrichten, Parmesan und grob gemahlenen Pfeffer darüber geben.
Schmeckt auch mit Löwenzahn oder Giersch oder allem zusammen :-). Guten Appetit wünsch ich Euch.

„Der Giersch muß weg“. Mein Wildkräuter-Kochbuch ist im Handel

Vor über 2 Jahren ist im Ulmer-Verlag die Idee zu einem Kochbuch entstanden, dass die Unkräuter im Garten in den Mittelpunkt stellt. Das Buch sollte Lösungen bieten, wie man das Unkraut umweltschonend aus dem Garten verbannen kann oder wie man es nutzen kann. Und einen besseren Nutzen, als die wertvollen Unkräuter in der Küche zu verwenden gibt es wohl kaum.
Aus diesem Gedanken ist eine Kooperation der Gartenbuchautorin Elke Schwarzer und mir entstanden. Gemeinsam haben wir uns die Unkräuter ausgesucht, die häufig sind, leicht zu erkennen und die natürlich gut schmecken.Wir haben auch darauf geachtet, dass das ganzen Jahr über geerntet werden kann. Saison haben im Moment u. a. die Vogelmiere, die Nelkenwurz, die Knoblauchsrauke, die Nachtkerze, die Taubnesseln. Auch junges Labkraut, Ehrenpreis, Rainkohl und Wegrauke kann man zur Zeit ernten, wenn man nicht gerade in den Alpen oder den Mittelgebirgen lebt, wo es in diesem Jahr ja ordentlich schneit.

Elke hat locker-flockig geschriebene Pflanzenporträts und Tipps zum „Loswerden“ verfasst. Mir wurde die spannende Aufgabe übertragen schmackhafte Rezepte für die Wildkräuter zu liefern und Tipps für das Sammlern, Aufbewahren und Verarbeiten zusammenzustellen.
Nun ist unser Werke im Handel und es liegen viele Monate hinter mir, in der ich mich intensiv mit den wilden Pflanzen beschäftigt habe. Ich habe gezupft und abgeschnitten, gegraben und gepflückt, gewaschen und getrocknet, ausgeschüttelt und gesiebt. Dann wurde ausgeputzt und geschnippelt, gekocht und gebraten, geröstet und gemixt, vermischt und geknetet, geformt und gefüllt, probiert und fotografiert, notiert und getippt, formuliert und korrigiert.

Das Ergebnis waren 54 Rezepte, die ich für gut genug befand. Wieviele ich ausprobiert und verworfen habe kann ich gar nicht mehr sagen. Diese Rezepte finden Sie im Buch:

Für diesen bunten Mix an Rezepten habe ich intensiv in der Küche anderer Länder recherchiert. Ich wollte unbedingt Rezepte im Buch haben, die traditionell mit Wildkräutern zubereitet werden. Fündig geworden bin ich vor allem in Griechenland und Italien. Aber auch die Franzosen oder die Iren nutzen auch heute noch wilde Pflanzen in Ihrer Küche. Ich habe einige vegane Gerichte kreiert und viele meiner Lieblingsrezepte mit Unkräutern angereichert. Auch Gerichte, die ich gerne in meinen Kochkursen mache, sind dabei. Die ausgewählten Gerichte sind einfach zuzubereiten und nicht zu aufwendig.
Die meisten meiner Rezepte eignen sich nicht nur für das ausgewählte Wildkraut, sondern ebenso  für einige andere, die immer unter dem Punkt „Andere Wildpflanzen“ genannt werden. Damit jeder selber noch ein wenig experimentieren kann, sind alle Pflanzen in einer Übersicht nach den Geschmacksrichtungen mild, kräftig, bitter, kohlig-scharf, kratzig-scharf, würzig, sauer sortiert. Probieren Sie ein Rezept einfach mal mit einer anderen Pflanze aus der gleichen Gruppe.

Ein Teil der Rezepte wurde von einer professionellen Foodfotografin nachgekocht, in Szene gesetzt und fotografiert. Es war jedesmal hochspannend die Fotos MEINER Rezepte zu sehen. Ich finde ihre Bilder machen richtig Appetit. Ein schönes Rezept für die Faschingszeit ist der Matjessalat auf Hirtentäschel:

Zu meinen Lieblingsseiten im Buch gehören die Mix-Rezepte. Es gibt je ein Mix-Rezept für gemischte Wildkräutern für Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Sie eigenen sich einfach wunderbar, wenn man mit einer Hand oder einer Tüte voll wilde Kräuter aus dem Garten oder einem Saziergang nach Hause kommt.
Ich mag nicht nur die Rezepte, weil sie so schnell und unkompliziertsind, sondern auch das Layout. Danke Ulmer Verlag für das peppige schöne Layout.
Hier ist für Sie das Winter-Mix-Rezept, damit Sie gleich starten können, der Colcannon, einem buttriger irischer Kartoffel-Stampf mit Zwiebeln und wilden Kräutern. Einfach nur köstlich! Er schmeckt übrigens auch mit „zahmen Kräutern“ wie Persilie, Dill, Schnittlauch, Borretsch und Kohl, der im Original-Rezept verwendet wird. Es muss nicht immer wild sein.

Viel Vergnügen wünsche ich nun beim Unkräutersammeln im Garten, beim Wildkräutersammeln in der Natur, beim Kochen und vor allem beim Genießen der leckeren Gerichte.

Frittata mit Gänsefingerkraut, Giersch und Brennnesselsamen

Heute mal wild gekocht und fotografiert. Nennt sich Frittata (in Italien) oder Menemem (Türkei) und ist nichts anderes als gebratenes Gemüse mit Rührei. Unendlich variierbar. Hier das Rezept kurz und knackig:
– Zucchini, Pilze und Frühlingszwiebel anbraten
– Gierschstengel klein schneiden und dazu geben, kurz mitbraten
– Gierschblätter und Blättchen vom Gänsefingerkraut kleinschneiden und kurz mitgaren.
– Eier verquirlen, würzen, drübergeben und stocken lassen.
– Bestreuen mit grobem Salz und Gomasio. Ich habe mein Gomasio mit gerösteten Brennnesselsamen angereichert.
Auf die Teller, fertig, los …
Für alle, die es mal ausprobieren wollen: im Kochkurs am 17.9 in Oberau beim Schulerloch da gibt s sicher eine Frittata. Weil’s schnell geht, einfach ist und lecker ist. Details zum Kurs.